MOZARTFEST: HERBERT FEUERSTEIN UND DIE FRAUEN
Fürwahr, es hat schon Konzertabende gegeben, die auch Titel wie „Musikalisch-Literarische Soirée“ trugen, dann aber etepetete waren, arg blasiert, allzu betulich. Nicht so, wenn der Zuständige für das Literarische Herbert Feuerstein heißt: Und wenn dieser Feuerstein obendrein noch mit einer blutjungen Pianistin konfrontiert wird, die den Altherrencharme mit einem koketten Augenaufschlag erwidert, der über ihre musikalische Rolle bei der Soirée reicht – ohne dass es ins Klischeehafte abdriftet.
Fürwahr, es hat schon Konzertabende gegeben, die auch Titel wie „Musikalisch-Literarische Soirée“ trugen, dann aber etepetete waren, arg blasiert, allzu betulich. Nicht so, wenn der Zuständige für das Literarische Herbert Feuerstein heißt: Und wenn dieser Feuerstein obendrein noch mit einer blutjungen Pianistin konfrontiert wird, die den Altherrencharme mit einem koketten Augenaufschlag erwidert, der über ihre musikalische Rolle bei der Soirée reicht – ohne dass es ins Klischeehafte abdriftet.
Christian Kabitz, der Künstlerische Leiter des Würzburger Mozartfestes, hatte die auf den ersten Blick gewagte Idee gehabt, die 18-jährige Cassandra Wyss aus Lugano mit dem immerhin schon 74-jährigen Edel-Humoristen und Ex-Österreicher zu kombinieren. Das Premieren-Resultat im für solche Anlässe wundervollen Bernhardsaal des Klosters Bronnbach entwickelte sich zu einem kostbaren, köstlichen, spontanen Zwiespiel aus feiner Sprache und kraftvollem Ton, leiser Ironie hier und derbem Klang dort.
Nach über zwei Stunden waren die über 400 Besucher, die zuvor nicht geahnt hatten, was da auf sie zukommen sollte, derart begeistert, dass sie zwei, drei Minuten stehend applaudierten. Da stand also auf der einen Seite Feuerstein. „So schnell wird man bei einem Altersschnitt von 46 Jahren auf der Bühne wieder jung“, sagte er – und hatte die besten Momente, wenn er ernste Passagen kabarettreif mit dem ihm eigenen Witz verzierte. Vater Leopold habe beim meist nur vom Porträt auf den Mozartkugeln bekannten Sohn die Kindererziehung mit Nutztierhaltung verwechselt, erklärte er und beschrieb mit selbst „nur“ 1,64 Metern den 1,59-Meter-Amadé als kurzsichtigen, knollennasigen und zappeligen, als Unterwäsche-Model ungeeigneten Verbalerotiker von unreiner Haut – „dem die Frauen trotzdem nachgerannt sind: Aber glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede . . .“
Star des Abends war indes seine Mitspielerin in rosa Robe, goldenen Stöckelschuhen und roter Audrey-Hepburn-Frisur. Bedenken, Cassandra Wyss könnte bei so viel Optik das Tastenspiel vernachlässigen, fegte die Hochbegabte mit einer A-Dur-Sonate und c-Moll-Fantasie vom Bösendorfer – dass Feuerstein beim Vierhand-Beitrag ihr auf die Pelle rückte, um zu belegen, wie Klavierlehrer Mozart die Klavierschülerinnen behandelte, gehörte eh zum Programm.
Quelle: mainpost.de Autor: Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Höpfl Artikel: http://www.mainpost.de/ueberregional/kulturwelt/kultur/Mozartfest-Herbert-Feuerstein-und-die-Frauen
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